Männerjass
Männerjass
Unsere Wurzeln
Zu Ehren des damaligen Kaarster Schützenkönigs Heijo Drießen gründeten im Jahre 1977 einige seiner Freunde den Grenadierzug Männerjass, der somit auf ein 30-jähriges Bestehen zurückblicken kann. Neben den noch heute aktiven Gründungsmitgliedern Heribert Palmen und Friedrich Schwiete sowie den Brüdern Herbert, Günther und Richard Ager bereichern momentan noch 13 weitere aktive Schützen das Zugleben. Neben der obligatorischen Teilnahme am Kaarster Schützenfest, einer jährlichen Weihnachtsfeier in stilvoller Atmsphäre und den monatlichen Zugversammlungen gehören auch regelmäßige Ausflüge und die Durchführung gesellschaftlicher Events zu unseren Aktivitäten.
Die Männerjass pflegt dabei selbstverständlich die Ideale unserer St. Sebastianus Schützenbruderschaft, die bekanntlich „Glaube, Sitte, Heimat“ lauten. Darüber hinaus sind für die Männerjass aber auch Werte wie globales Denken, Offenheit gegenüber Fremden (Jäger, Auswärtige und andere Europäer) und öffentliche Aktivitäten (Seereinigung, Veranstaltung „Ü 25“, Weihnachtsmarkt), deren evtl. Erlöse zu einem beachtlichen Teil karitativen Zwecken zugeleitet wurden bzw. werden, gelebte Selbstverständlichkeiten. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass unserem Zug zwei Engländer, ein Ire, ein Holländer, ein Österreicher und ein Frankfurter -- sowie als passive Mitglieder sogar zwei Jäger -- angehören. Diese können zwar entfernungsbedingt nicht an allen Zugaktivitäten teilnehmen, aber zumindest das jährliche Schützenfest versäumen sie auf keinen Fall. Dabei tragen unsere zwei Engländer und unser Österreicher stolz die Grenadierkorpsfahne, für deren Erstellung die Männerjass im Jahre 1979 einen beachtlichen Betrag gesammelt hatte.
Unsere Ausflüge
Die internationale Ausrichtung der Männerjass führt dazu, dass bei den jährlichen Zugausflügen auch ferne Regionen bereist werden. Unvergessen bleiben die Ausflüge nach Österreich und England (zweimal). Österreich ist immer noch in bester Erinnerung: Heinz Wirnsberger organisierte 1999 einen abwechslungsreichen mehrtägigen Ausflug in seine Heimat Kärnten. Wir konnten die grandiose Berglandschaft, die Schönheit der Alpenseen, fröhliche Hüttengaudi sowie deftige Schmankerl und köstliche Getränke genießen. Die Tage gingen viel zu schnell vorbei, hinterließen aber so eine Nachwirkung, dass zahlreiche Zugkameraden gemeinsam mit ihren Frauen in diesem Mai Heinz nach Kärnten begleiten, wenn er dort nach altväterlicher Landessitte seine Ute heiratet.
Nach 1983, als wir in Schützenuniform durch die Straßen von Swanage gezogen sind und mit unserer Vitalität einen nachhaltigen Eindruck bei den Engländern hinterlassen haben, führte uns der Zugausflug 2005 Ende September wieder für vier Tage nach England. Dort leben in der Nähe von Nottingham unsere Zugkameraden Günther Ager, Mike Griffin und Jack Heiselden, die uns ihre schöne Heimat zeigten und uns typische englische Lebensweisen nahe brachten, an denen wir unsere helle Freude hatten.
Abschluss und gesellschaftlicher Höhepunkt unserer Reise war die Einladung zum Mayor (vergleichbar einem Landrat) von Amber Valley. Wir wurden von ihm im Festsaal der Town Hall von Ripley empfangen. Unser Vorsitzender Theo Steinbrock dankte in fließendem Englisch für die großzügige britische Gastfreundschaft, übermittelte Grußworte unseres Bürgermeisters F.-J. Moormann und überreichte dessen Geschenk. Der Mayor dankte für unseren Besuch, berichtete leutselig von seinen Deutschland-Aufenthalten und übergab ein Gegengeschenk für unseren Bürgermeister. Anschließend wurden auch noch die obligatorischen Gruppenfotos für die Presse gemacht. Die regionale englische Presse berichtete hernach ausführlich über unseren Zugausflug. Interessant ist, wie die Engländer Schützenfest übersetzen: beer festival – welch herrlich einseitige Verkürzung unseres Brauchtumfestes!
Neben Fernreisen gehören auch Kurzreisen zu unserem Programm. Dabei hinterließen insbesondere die Ausflüge nach Hamburg und Eitorf an der Sieg, aber auch der zweitägige Radausflug an den Niederrhein, der sich nachträglich als Kostentreiber entpuppte, einen nachhaltigen Eindruck. Unvergesslich wird bleiben, wie bei Gegenwind und leichtem Nieselregen bei Duisburg ein Partyschiff plötzlich am Rheinufer anlegte, uns samt Fahrräder an Bord nahm und uns -- mit Partyhäppchen und Getränken bestens versorgend -- trocken bis nach Düsseldorf brachte. Die nicht unerhebliche nachträgliche Kostenumlage wird den Organisatoren dieses „Sparausfluges“ noch heute bei passender Gelegenheit vorgehalten. In diesem Jahr werden wir wieder einen zweitägigen Ausflug unternehmen. Zum ersten Mal werden uns unsere lieben Ehefrauen begleiten. Wir sind gespannt, ob ihnen unsere Spielregeln gefallen. Außer bei Fernreisen weiß bis auf die Organisatoren nämlich bei uns keiner, wohin die Tour geht. Lassen wir uns überraschen.
Unsere künstlerisches Wirken
Die Männerjass kann bekanntlich lange an der Theke stehen und sich sprachlich vollendet an formschönen, gefüllten Gläsern erfreuen. Neben der Muse der Dichtkunst verfügt der Zug auch über ein erhebliches musikalisches Potential. Die Männerjass kann aus eigenen Reihen ein Orchester aufstellen. Bisher spielte es nur zu den jährlichen Weihnachtsfeiern auf, jedoch wird erwogen, bei besonderen Anlässen einem größeren Zuhörerkreis diese musikalischen Darbietungen nicht vorzuenthalten. Auch Komponieren und Texten sind uns nicht fremd. So haben wir ein eigenes Musikstück verfasst: das Männerjasslied. Beim Röschendrehen, Maibaumsetzen und anderen Zugveranstaltungen wird unser Lied gesungen und gespielt: „Wir sind von der Männerjass …“
Unsere Aktionen
Die Männerjass zieht nicht nur zum Kaarster Schützenfest die Uniform an, sondern bei besonderen Anlässen auch zwischen den jeweiligen Jahreshöhepunkten eines echten Schützen. So ein Anlass ergab sich im vorigen Jahr.
Am 21. April 2006 wurde die britische Königin Elisabeth II. bekanntlich 80 Jahre alt. Dieses Ereignis, das weltweite Beachtung fand, wurde auch im idyllischen Bergdorf Hinsbeck (Nettetal bei Viersen) gebührend gewürdigt. Der dortige Club honoriger Herren mit Namen „Royalty Friends“ veranstaltete zu Ehren ihrer Majestät ein königliches Fest. Da dieser Club von der anglophilen Ausrichtung der Männerjass erfahren hat, wurden wir eingeladen, um den Feierlichkeiten einen anschaulichen Rahmen zu geben. In voller Uniform reisten wir nach Hinsbeck. Mit unserem Erscheinungsbild bereicherten wir ganz entscheidend den Gesamteindruck und erhielten bei unserem Marsch durch den historischen Ortskern bis zur Festwiese an der historischen Stammenmühle auf den Hinsbecker Höhen großen Applaus von den Schaulustigen, die die Straßen säumten. Auch das Fernsehen ließ es sich nicht nehmen, von diesem Ereignis zu berichten. Zahlreiche Kaarster Bürger informierten uns in der Folgezeit darüber, dass wir in der WDR-Sendung „Aktuelle Stunde“ bestens im Bild gewesen sind.
Von 1996 bis 2005 hat die Männerjass jährlich die Reinigung des Kaarster Stadtsees (Rathausteich) vorgenommen. Hierüber wurde regelmäßig in der Regionalpresse berichtet und die Stadt Kaarst unterstützte uns bei dieser Aktion. Diese Seereinigung ist keine Spaßveranstaltung. Es ist jedes Jahr erstaunlich, aber auch ärgerlich gewesen zu sehen, welche Teile von bestimmten Zeitgenossen als Müll im Bürgersee entsorgt wurden.
Vor der zehnten Säuberungsaktion, die regelmäßig von uns in zeitlicher Nähe zum Kaarster Schützenfest durchgeführt wurde, beschlossen wir, diese Aufgabe in „jüngere Hände zu legen“. Mit dem jungen Grenadierzug „Voll dabei“ fanden wir eine ambitionierte Gruppe, die bereit war, diese Tradition fortzuführen. Nach der letzten Reinigung im Mai 2005, bei der wir schon von den vorgenannten Junggrenadieren unterstützt wurden, übertrugen wir ihnen offiziell das Patronat für die Seereinigung. Damit haben wir einen Schlussstrich unter alle Aktionen gezogen, die mit größerem körperlichen Einsatz verbunden waren. Auch an uns nagt halt der Zahn der Zeit! Bereits in Vorjahren haben wir andere Aktivitäten eingestellt, die zeitlich und/oder körperlich einen zu hohen Einsatz erforderten. Unvergessen sind der atmosphärisch unübertroffene kleine Weihnachtsmarkt an der „Alten Mühle“ in Kaarst, der komplett in Eigenregie von der Männerjass durchgeführt wurde; aber auch mit diversen „Ü25“-Feten im Albert-Einstein-Forum und später im Holiday Inn haben wir Maßstäbe gesetzt.
Was bleibt, ist die Teilnahme am Weihnachtsmarkt im „Alten Dorf“. Seit 2002 findet in jedem Jahr im „Alten Dorf“ am 1. Adventswochenende ein Weihnachtsmarkt statt, der von der Schützenbruderschaft veranstaltet wird. Dieser Weihnachtsmarkt hat sich in Kaarst inzwischen zu einer Institution entwickelt, die von den Bürgern sehr gern angenommen wird. Von Anfang an unterstützte die Männerjass mit ihrem Engagement diese schöne Einrichtung. Stets sind alle Zugkameraden dabei, wenn es darum geht, die Marktbesucher von einem festlich geschmückten Stand aus mit Glühwein zu beköstigen. Bisher wurde in jedem Jahr vom Erlös unseres Wirkens ein Großteil für karitative Zwecke gespendet. Diese Tradition werden wir fortsetzen. Der Rum für den nächsten Weihnachtsmarkt lagert bereits, um die richtige Reife für unseren bekannten „Glühwein mit Schuss“ zu erhalten. Auch tüftelt unser Miraculix Helmut Ziert schon wieder am Rezept, um noch weitere Verfeinerungen zu erreichen.
Unser Jubiläum
Vor fünf Jahren feierten wir unser silbernes Zugjubiläum. Aus diesem Anlass gaben wir eine Chronik über die ersten 25 Männerjassjahre heraus, die auf einer feierlichen Veranstaltung in unserem Zuglokal „Deutsches Haus“ den geladenen Gästen und Freunden unseres Zuges überreicht wurde. Diese Chronik präsentierte ausschließlich Momentaufnahmen unseres Grenadierzuges. Sie basierte auf Zitaten aus den monatlichen Protokollen unserer Sitzungen und erinnerte so original an die Highlights unseres bisherigen Zuglebens.
Einer der Höhepunkte der Jubiläumsfeier war die Festansprache von Heijo Drießen. Als „Gründervater“ der Männerjass ließ er es sich nicht nehmen, die Laudatio zuhalten. Er erinnerte in seiner launigen Rede an die Ursprünge der Männerjass und ließ gekonnt einzelne Höhepunkte der letzten 25 Jahre Revue passieren. Am Schluss seiner Rede stellte er fest, dass die Männerjass die Perle des Regiments sei. Dem ist aus unserer Sicht nichts mehr hinzuzufügen. Erwähnt sei nur noch, dass Heijo Driessen auf unserer Festveranstaltung spontan per Akklamation zum Ehrenmitglied der Männerjass ernannt wurde.
Ein weiterer herausragender Höhepunkt in der Geschichte der Männerjass war sicherlich der Königschuss von Heribert Palmen im Jahr 2001, der damit im Jubiläumsjahr Schützenkönig war. Welch ein Timing! Mit seinen Ministern Willi Ötting und Jack Haiselden, beide natürlich Mitglieder der Männerjass, konnte er sich an einem schwungvollen Schützenfest erfreuen. Heribert erfüllte sich damit einen Traum und genoss diese Zeit in vollen Zügen.
Unsere Jubilare
In unserem Zug herrscht eine hervorragende Kameradschaft, die monatlichen Versammlungen sind wahre Highlights, auf die sich ein jeder freut. Insbesondere die sich anschließenden Spielrunden gewinnen zunehmend an Beliebtheit und sorgen für beste Stimmung. Jeder von uns leistet in seiner typischen Art Beiträge zum Gelingen auf unseren regelmäßigen Treffen. Keiner von uns wünscht allerdings in irgendeiner Form hervorgehoben zu werden, jedoch verdienen einige aufgrund langjähriger, teilweise herausragender Tätigkeiten im Kaarster Schützenwesen eine besondere Erwähnung.
So bereichert Günther Orke inzwischen seit 20 Jahren die Generalität der Bruderschaft. Nach einem Jahr als Adjutant des leider früh verstorbenen Grenadiermajors Dieter Hahn übernahm er dann selbst diese Führungsaufgabe. Zwar inzwischen grau geworden, aber immer noch äußerst umtriebig freut er sich jedes Jahr aufs Neue, das Grenadierkorps während des Schützenfestes über die Kaarster Straßen zu führen. 18 Jahre ritt Helmut Ziert an seiner Seite. Nach Helmuts Rückzug in unsere Reihen übernimmt nunmehr Peter Lazik, der bisherige Spieß der Männerjass, die Aufgabe des Adjutanten. Gemeinsam mit ihm wird Günther in den kommenden Jahren stolz voranreiten und das Grenadierkorps präsentieren.
Ohne Heribert Palmen gäbe es die Männerjass wohl nicht. Dank seiner Entschlossenheit und Beharrlichkeit leitete er uns seit der Gründung auch über teilweise steinige Wegstrecken stets zum Ziel. Seit 30 Jahren ist er ununterbrochen unser Hauptmann. Für ihn ist es immer wieder eine Freude, unseren Zug am Schützenfest durch die Kaarster Straßen zu führen. Aber er ist nicht nur unser „Häuptling“, auch im Grenadierkorps nahm er Führungsaufgaben wahr. So war er dort 17 Jahre Vorsitzender und ist seit Ende 2000 dessen Ehrenvorsitzender. Sein persönliches Highlight im Schützenleben war – wie bereits erwähnt -- sicherlich sein goldener Schuss in 2001 und das darauf folgende Königsjahr. Wir sprechen noch heute oft darüber!
Ein ganz besonderes Jubiläum darf in diesem Jahr Herbert Ager feiern. Er ist seit 50 Jahren Mitglied der Bruderschaft! Dieses stolze Jubiläum bedarf einer besonderen Würdigung, die gewiss im Rahmen des Schützenfestes durchgeführt wird. Wir sind gespannt, welche Worte die Laudatoren finden. Wir jedenfalls wissen, was wir an unserem Herbert haben, für den keine Arbeit zuviel und kein Weg zu weit ist, wenn es um das Wohl unseres Zuges geht. Wir werden ihn jedenfalls ausgiebig feiern und freuen uns schon jetzt auf die Festtage mit ihm. Zudem ist er seit 30 Jahren Oberleutnant der Männerjass und als zweiter Vorsitzender sorgt er mit angemessener Intensität dafür, dass die Regeln unserer Gemeinschaft eingehalten werden.
Unsere Ziele
Nach dreißig Jahren Männerjass kann und darf Wehmut aufkommen. Viele aufregende Dinge sind im Zeitablauf vorgefallen und haben unsere Gemeinschaft bereichert. Aber wir wollen nicht nur von den Erinnerungen zehren. Da unser Zugleben immer voller positiver Überraschungen war und noch ist, blicken wir optimistisch in die Zukunft. Wir wollen weiter Spaß haben. Wir freuen uns auf noch viele prachtvolle Schützenfeste in unserer schönen Heimatstadt Kaarst. Unser Ziel ist es, die Grenadierkorpsfahne noch lange zu tragen, damit wir weiterhin während der Schützentage möglichst früh das Zelt erreichen und uns freudvoll anderen Dingen widmen können. Aber erst einmal wollen wir das kommende Schützenfest genießen und dabei auch einmal zwischendurch anlässlich unseres kleinen Jubiläums das gesamte Grenadierkorps verwöhnen. In diesem Sinne: „Zoch,zoch!“
Axel Volker
Samstag, 23. Juni 2007
30 Jahre Männerjass